The Capuchins and the City. Activities of the Capuchin order in Czech and Moravian Cities in the Second Half of the 17th and First Half of the 18th Century
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němčina
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Die Kapuziner und die Stadt. Das Wirken des Kapuzinerordens in böhmischen und mährischen Städten in der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
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Der Kapuzinerorden richtete seine Tätigkeit ausschließlich auf städtisches Milieu, und zwar schon fast seit seiner Gründung im Jahre 1528. Dies bedeutete freilich nicht, dass die Brüder nicht auch mit der Landbevölkerung in regelmäßigem Kontakt standen. Mit ihnen kamen sie in Kontakt vor allem bei der Nahrungssammlung. Das Wirken des Kapuzinerordens in dem städtischen Milieu Böhmens und Mährens in der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte zahlreiche Interaktionen mit sich, beispielsweise Beziehungen des Ordens zu jenen Mitgliedern des Adelsgeschlechts, die Patrone oder Wohltäter des Klosters waren, zum Stadtrat und zu einzelnen Stadtbürgern, zum Diözesanklerus oder zu anderen Ordensgemeinschaften, die in derselben Stadt aktiv waren. Sämtlichen Beziehungen hier detailliert nachgehen zu wollen, würde den Rahmen dieser Studie sprengen, weshalb wir uns lediglich auf die Strategie der Kapuziner bei der Gewinnung und Kontaktierung von Unterstützern beschränken, was wir zugleich für ein Schlüsselthema bei Untersuchungen des Kapuzinerordens erachten, denn seine Blüte wie sein Niedergang standen in direkter Abhängigkeit von der Gewinnung neuer Wohltäter und Ordensleute. Die Frage, welcher Mechanismen sich die Kapuziner bei der Knüpfung und Vertiefung sozialer Kontakte bedienten, ist nicht nur bei ihnen, sondern auch bei anderen Bettelorden eng mit der Schaffung und Pflege eines positiven Ordensbildes verbunden. Ein solches Bild schufen die Kapuziner täglich vor allem durch ihre Selbstpräsentation im Rahmen ihres alltäglichen pastoralen Wirkens, wobei sie großen Nachdruck vor allem auf Homiletik und Beichttätigkeit legten. Zur Beliebtheit der Kapuziner in der Stadt trug auch bei, dass sie die Armut betonten und sich auf die Seelsorge unter den niedrigsten Bevölkerungsschichten orientierten, obwohl sie gewöhnlich als Kaplane in städtischen Spitälern, bei örtlichen Militärgarnisonen oder in Gefängnissen usw. tätig waren. Die Achtung des Ordens stieg sicherlich auch durch das Verhalten der Kapuziner bei den großen Pestepidemien, als zahlreiche Kapuzinerbrüder sich aufopferungsvoll um die Pestkranken kümmerten, wobei sie für diesen Dienst oft den höchsten Preis zahlten. Die Möglichkeit, ihr Ordensideal zu propagieren und ein positives Bild von sich selber zu zeichnen, verliehen den Kapuzinern vor allem Terziargemeinschaften und religiöse Bruderschaften, die an ihren Ordenskirchen wirkten. Dritte Orden wurden in der böhmisch-mährischen Provinz seit dem Jahre 1737 errichtet und Terziaren sind in dem von uns verfolgten Zeitraum an jedem ihren Kloster bezeugt. Die Mitglieder der Dritten Orden und waren nicht nur Bewohner der Stadt, in der es einen Kapuzinerkonvent gab, sondern auch Menschen, die in der weiteren Umgebung wohnten. Dieser Umstand half den Kapuzinern beim Almosensammeln, zum Beispiel auch dadurch, dass sie die Scheunen bei ihren Anwesen als Lagerstätten nutzen konnten. Von hier aus wurden dann mit einem Fuhrwerk, das wiederum häufig von einem Terziar zur Verfügung gestellt wurde, Viktualien ins Kloster verbracht. Ein Instrument, mit dem die Kapuziner den öffentlichen Raum beherrschen konnten, waren nicht zuletzt Festlichkeiten, beispielsweise anlässlich von Heilig- oder Seligsprechungen ihres Ordensheiligen, und Prozessionen, deren bekannteste die Geißlerprozessionen sind, die man beispielsweise in Prag-Hradschin (Praha-Hradčany), Brünn (Brno), Olmütz (Olomouc) oder Reichstadt (Zákupy) regelmäßig organisierte. Mit den Feierlichkeiten hängt dann auch die Verwaltung von Wallfahrtsheiligtümern zusammen, denen sich der Orden ebenfalls intensiv widmete. Die Existenz eines etablierten Wallfahrtsortes war für das Kloster, bei welchem er sich befand, eine sehr gute Quelle finanzieller Einnahmen und somit auch der Versorgung. Bei den Kapuzinerkonventen wurden oftmals auch Loretokapellen eingerichtet, so bei den Häusern in Prag-Hradschin (Praha-Hradčany), Nikolsburg (Mikulov), Chrudim (Chrudim), Fulnek (Fulnek) und Rumburg (Rumburk). Außerdem verwalteten die Kapuziner auch Loretokapellen, die sich nicht direkt bei ihren Klöstern befanden, wie beispielsweise in Bischofteinitz (Horšovský Týn) oder in Chlumetz an der Zidlina (Chlumec nad Cidlinou). Erwähnt werden müssen andererseits aber auch Konflikte, das heißt die Grenzen der Selbstpräsentation, an die die Aktivitäten der Kapuziner in den Städten stießen, denn sie bedrohten auch den guten Ruf des Ordens, was letztlich den Verlust der Gunst von Wohltätern bedeuten konnte. Die häufigsten Streitigkeiten brachen zwischen Nachbarn aus, zum Beispiel weil die Klostermauern untergraben waren oder wegen der Zufuhr von Wasser. Erst nach dieser Kategorie nachbarschaftlicher Auseinandersetzungen folgen hinsichtlich ihrer Anzahl Anschuldigungen seitens Diözesanpriestern, wonach ihnen die Kapuziner Gläubige aus ihren Pfarrkirchen weglockten, wodurch sie um Einnahmen aus Kollekten und Stolgebühren gebracht würden. Ein anderer Zankapfel war das Predigen, und zwar einerseits wegen seines Inhalts, andererseits wegen der Besetzung der Kanzeln. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch Streitfälle mit Mönchsorden, die sich aus der Intensität ihrer Konkurrenz ergaben. Aus diesem Grund hatten die Kapuziner vor allem mit den übrigen Bettelorden und den Jesuiten schlechte Beziehungen. Sehr gute Beziehungen hingegen unterhielten sie mit anderen Typen von Ordensgemeinschaften, insbesondere mit all jenen, die in die Kategorie der Mönchsorden und Regularkanoniker gehören. Diese regulierten Orden gewährten den Kapuzinern sehr häufig eine nicht geringe finanzielle und materielle Unterstützung. Abschließend kann gesagt werden, dass die Selbstpräsentation der Kapuziner in dem von uns untersuchten Raum und Zeitabschnitt sehr erfolgreich war und dass selbst die häufigen Konflikte sie nicht bedrohten, denn dem Orden gelang es, ständig neue Unterstützer zu gewinnen, und zwar in allen gesellschaftlichen Schichten. Dieser Erfolg lässt sich am besten dadurch dokumentieren, dass es dem Orden in Böhmen und Mähren in der Frühen Neuzeit gelang, insgesamt 30 Klöster zu errichten, davon 25 Konvente und 5 Hospize, und ferner dadurch, dass die Mitgliederzahl der österreichisch-böhmischen und böhmisch-mährischen Provinz in den Jahren 1650-1783 zunahm. Ihren absoluten Höhepunkt erreichte die Zahl der Ordensbrüder im Jahre 1752, als in der Provinz 816 Kapuziner wirkten. Ein Rückgang trat erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein, und zwar im Zusammenhang mit den aufklärerischen religiösen Reformen.
Czech name
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Czech description
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Classification
Type
D - Article in proceedings
CEP classification
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OECD FORD branch
60101 - History (history of science and technology to be 6.3, history of specific sciences to be under the respective headings)
Result continuities
Project
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Continuities
S - Specificky vyzkum na vysokych skolach
Others
Publication year
2019
Confidentiality
S - Úplné a pravdivé údaje o projektu nepodléhají ochraně podle zvláštních právních předpisů
Data specific for result type
Article name in the collection
Orden und Stadt, Orden und ihre Wohltäter
ISBN
978-80-7286-340-2
ISSN
—
e-ISSN
—
Number of pages
33
Pages from-to
213-245
Publisher name
Historický ústav AV ČR, v. v. i.
Place of publication
St. Pölten - Praha
Event location
Telč
Event date
Sep 24, 2018
Type of event by nationality
EUR - Evropská akce
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